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Im Hamsterrad |
Warum gute Vorsätze scheitern - und wir dennoch stets neue fassen Während das Recycling alter Getränkedosen mühsam mit Pfand erzwungen werden muss, klappt die Wiederverwertung alter Hoffnungen hervorragend. Ein guter Vorsatz fürs neue Jahr schafft durchschnittlich zehn Umläufe, wie kanadische Psychologen berichten. Bevor ein Vorsatz recycelt werden kann, muss er erst einmal ausrangiert werden. Das geht recht schnell. Schon nach einer Woche qualmt jeder vierte neue Nichtraucher wieder, übers Jahr werden fast neunzig Prozent rückfällig. Dennoch fassen wir unverdrossen neue Vorsätze - obwohl schon Oscar Wilde erkannte: "Gute Vorsätze sind nutzlose Versuche, die Naturgesetze außer Kraft zu setzen." Warum hört niemand auf ihn? Am Anfang des Wahns, haben Janet Polivy und Peter Herman von der Universität Toronto erkannt, steht die maßlose Überschätzung der eigenen Kräfte. 30 Kilo abnehmen in 10 Tagen! Häufig scheint das zunächst sogar zu glücken. Der Verlust einiger Pfunde lässt die Überzeugung keimen, es sei keinesfalls hoffnungslos. Doch ebenso gewiss kommt der Rückschlag. Dann folgt Stufe zwei: Die Avocado-Blaukraut-Diät war nicht optimal, mit Trennkost klappt's bestimmt. Das Ganze verrate "einen bemerkenswerten Willen, lieber nach vorn als zurückzusehen", staunen Polivy und Herman, die dem Phänomen einen Namen gegeben haben: Vergebliche-Hoffnung-Syndrom. Wer nach den Ursachen fragt, mag bei Oscar Wilde nachschlagen. Der Ursprung guter Vorsätze sei reine Eitelkeit, spottete er, "ihr Ergebnis ist absolut null". Fassen wir also den Vorsatz, das künftig zu beherzigen.
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