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Wie entsteht Intelligenz und lässt
sie sich fördern?
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Jochen Paulus Sendung: Mittwoch, 27. Januar 2021, 08.30 Uhr Redaktion: Sonja Striegl Regie: Andrea Leclerque Produktion: SWR 2021 Intelligente Menschen verfügen
über eine höhere Bildung und ein höheres Einkommen, sind seltener arbeitslos,
leben gesünder und sterben später. Deshalb wäre es gut, Intelligenz zu fördern. SWR2 Wissen können Sie auch im SWR2
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höhere Bildung und ein höheres Einkommen, sind seltener arbeitslos, leben
gesünder und sterben später. Aber warum sind manche intelligenter als andere?
Dem Geheimnis der Intelligenz versuchen Psychologen und Hirnforscher schon
lange auf die Spur zu kommen. Neue Forschungen zeigen, dass es tatsächlich
Unterschiede in den Gehirnen und in den Genen von mäßig intelligenten und
intelligenteren Menschen gibt. Ist Intelligenz Schicksal? Die Wissenschaft
ist dabei herauszufinden, ob und wie sich Intelligenz erhöhen lässt. Sprecher (Ansage): „Wie entsteht Intelligenz und lässt sie sich fördern?“ Von Jochen Paulus. Die Psychologin Dr. Alexandra Lenhard sitzt mit dem achtjährigen
Nachbarsjungen Toni in ihrem Wohnzimmer mit Blick auf Garten und Terrasse vor
einem Computer. Toni hat sich bereit erklärt, ein ganz besonderes
Computerspiel mit ihr auszuprobieren. Es ist ihre zweite Sitzung. O-Ton 1 - Toni und Alexandra Lenhard: Lenhard: Ja, Toni, und wir haben ja letzte Woche schon mal Aufgaben zusammen
gemacht, kannst Du Dich noch dran erinnern, was das war, wir haben ein
Computerspiel zusammen gemacht und da gab's zwei Elfenkinder, kannst Du Dich
daran noch erinnern? Toni: Die sind gelaufen und in den Bergen gibt es
einen Kristall, aber die stoßen andauernd auf Aufgaben. Lenhard: Genau,
die stoßen andauernd auf Aufgaben und die müssen wir zusammen mit denen
lösen, nicht? Das Programm wird meist eingesetzt, um geistig behinderten Kindern zu
helfen, denen abstraktes logisches Denken nicht so leichtfällt. Toni gehört
nicht in diese Kategorie. Für ihn sind manche Aufgaben einfach, andere nicht. O-Ton 2 - Toni und Alexandra
Lenhard: Lenhard: Okay Toni, dann gucken wir uns mal die erste Aufgabe an, die wir heute
machen. Achtung. Frauenstimme aus Computer: Welches Klötzchen stört die
Reihe? Toni: Hm. Lenhard: Toni, erzähl' doch mal, was Du siehst
hier. Toni: Immer ein Dreieck, ein roter Viereckwürfel, wieder
Dreieck, roter Würfel, wieder ein Dreieck und dann kommen da zwei rote Würfel
und dann erst ein Dreieck. Ich glaube, da muss ein roter Würfel weg, den
klick' ich mal an. Klicklaut. (Computer spielt Melodie, die eindeutig nach
richtig klingt). Toni: (sehr erfreut): Ja. Frauenstimme aus
Computer: Du hast das richtige Klötzchen gefunden. Was Toni da ausprobiert, ist nicht einfach ein für heutige Verhältnisse
eher schlichtes Computerspiel mit Denksportaufgaben zum Zeitvertreib.
„Denkspiele mit Elfe und Mathis“ ist ein Programm zur „Förderung des
logischen Denkvermögens für das Vor- und Grundschulalter“, wie sein Untertitel
verspricht. Entwickelt hat es Dr. Alexandra Lenhard, die zusammen mit Toni
übt. Viele Intelligenztests verwenden ganz ähnliche Aufgaben. Das, was wir fördern, ist ja eine Intelligenzleistung. Mustererkennung
ist eigentlich die Intelligenzleistung schlechthin sogar. Also das, was am
Ehesten mit dem assoziiert ist, was man unter Intelligenz versteht. Logisches
Denken ist der Kern, das Herzstück von Intelligenz sozusagen. Die Psychologin leitet die kleine Firma „Psychometrica“ im bayerischen
Dettelbach, die das Programm verkauft. Es basiert auf
Denktraining-Programmen, die Karl Josef Klauer, Professor für
Erziehungswissenschaft an der RWTH Aachen, bereits vor zwei Jahrzehnten
konzipiert hat. Professor Klauer hat damals versucht, und erfolgreich versucht, logisches
Denken in ein Training, und zwar ein systematisches Training überzuführen.
Und er hat Trainings für kleinere Kinder gemacht, für ältere Kinder und auch
für Erwachsene. Und als Studentin hat mich das begeistert, weil wir da
gelernt haben, okay, logisches Denken ist trainierbar. Bei den Aufgaben des Programms müssen die Kinder Muster erkennen, zum
Beispiel wie die Dreiecke und Würfel angeordnet sind im Spiel von Toni. Es gilt
immer, eine allgemeine Regel zu finden, die hinter dem steht, was zu sehen
ist. Das kann simpel sein wie im Fall der Dreiecke und Würfel, aber auch
richtig schwer. Musik Intelligenz ist eines der umstrittensten Konzepte - oder wie Wissenschaftler
sagen: Konstrukte - der ganzen Psychologie. Was aber genau ist Intelligenz?
Ist sie im Alltagsleben des Einzelnen wichtig? Wie kommt es, dass manche
anscheinend intelligenter sind als andere? Was sind ihre biologischen
Grundlagen? Lässt sie sich steigern? Über all diese Fragen stritten
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jahrzehntelang erbittert - und ein
Stück weit tun sie es immer noch. Doch es gibt Fortschritte, versichert der
Psychologie-Professor Aljoscha Neubauer von der Universität Graz. Das Bonmot, das man viele Jahre gehört hat oder jahrzehntelang gehört
hat, dass Intelligenz kein wohldefiniertes Konstrukt ist, dass es sogar
möglicherweise so viele Intelligenz-Definitionen gäbe, wie es Intelligenzforscher gibt, das gilt
spätestens seit den neunziger Jahren nicht mehr. Damals organisierte die US-amerikanische Psychologenvereinigung eine
ausgewogen besetzte Taskforce von Intelligenzforschern. Der Vorsitzende war
kein Intelligenzforscher, weil er nicht in die vielen Kontroversen verwickelt
sein sollte. Heraus kam eine allgemein akzeptierte Definition, was das Wort
Intelligenz im Kern bedeuten solle. Die Definition lautet im Wesentlichen: Intelligenz ist die Fähigkeit,
Probleme zu lösen, komplexe Probleme zu lösen, zum Teil, sie zu lösen, ohne
auf Erfahrungen zurückzugreifen. Es ist die Fähigkeit zum schlussfolgernden
Denken. Und auch vor allem die Lernfähigkeit. Intelligenz hat viel zu tun
damit, wie schnell jemand lernen kann, wie schnell jemand neues Wissen
erwerben kann. Das klingt, als ob Intelligenz ein ganzes Bündel von Fähigkeiten wäre,
die nicht unbedingt viel miteinander zu tun haben. Manche Autoren postulieren
denn auch ganz verschiedene Intelligenzen. Die Sammlung des Psychologen und
BestsellerAutors Howard Gardner etwa reicht von der logisch-mathematischen
über die musikalisch-rhythmische bis zur naturalistischen Intelligenz. Für
das Gros der Forschenden aber ist das Phänomen Intelligenz etwas ziemlich
Einheitliches. Natürlich umfasst es dann auch verschiedene Unterbereiche, sowas wie
sprachliche Fähigkeiten, räumlich-visuelle Fähigkeiten, numerisch
mathematische Fähigkeiten. Es gibt noch eine Reihe anderer Faktoren. Trotzdem
sagt man, es ist im Grunde genommen ein Konstrukt. Warum? Weil diese
verschiedenen Teilfähigkeiten immer miteinander positiv korrelieren, das
heißt sie hängen zusammen. Schlussfolgerung: Hinter diesen scheinbar verschiedenen geistigen
Fähigkeiten steht eine einzige, die sie alle möglich macht - nicht allein,
aber zu einem guten Teil. Es ist schon lange klar, dass die Gene eines
Menschen mindestens zur Hälfte festlegen, wie hoch die Intelligenz eines
Menschen ist. Das zeigt sich daran, wie ähnlich eineiige Zwillinge in ihrer
Intelligenz sind, die ja genau die gleichen Genvarianten besitzen, im
Vergleich zu zweieiigen Zwillingen, die nur einen Teil der
Genvarianten gemeinsam haben. Als es möglich wurde, relativ preiswert das
vollständige Erbgut von Menschen zu analysieren, hofften viele Forscher, nun
endlich jene Genvarianten zu finden, die über den angeborenen Beitrag zur
Intelligenz entscheiden. Doch das erwies sich als schwierig, berichtet Lars
Penke, Professor für Biologische Persönlichkeitspsychologie an der
Universität Göttingen. Da ist mittlerweile rausgekommen, dass man da zwar ein bisschen was
erklären kann. Wir kennen mittlerweile ein paar hundert Genvarianten, die mit
Intelligenz ziemlich robust zusammenhängen, aber die erklären insgesamt bei
weitem nicht so viele Unterschiede der Intelligenz, wie wir wissen, dass sie
mit erblicher Information zusammenhängen müssen. Und dass ist ein relativ
verblüffendes Problem, weil man da gemerkt hat, okay, mit den Ansätzen, die
man da bisher hat, kann man, egal wie man's dreht und wendet, scheinbar nicht
drankommen, dass man diese ganzen erblichen Unterschiede in der Intelligenz
erklären kann. Diese Studien haben ein Problem: Sie berücksichtigten nur Gene, von denen
viele Menschen jeweils die eine oder die andere Variante im Erbgut
tragen. Es gibt darüber hinaus aber auch noch seltene Genvarianten. Das sind
Genvarianten, die im Extremfall nur eine Person hat, weil sie nämlich durch
Mutation entstanden sind, als die befruchtete Eizelle zustande gekommen ist,
aus der man entstanden ist und es ist tatsächlich so, dass jeder von uns mit
einer nicht unwesentlichen Anzahl von Genvarianten rumläuft, die relativ
spezifisch sind. Man kann also sagen, dass jeder mit ungefähr zwei bis drei
Genvarianten, die auch tatsächlich was beeinflussen, die also an Stellen
sitzen im Genom, wo sie tatsächlich auch was machen, auf die Welt gekommen
sind, die weder der Vater noch die Mutter hat und die man auch mit keinen
Geschwistern teilt. Allerdings kann eine zunächst einmalige Variante vererbt werden, so dass
auch eine Reihe von Nachkommen sie trägt. Das machten sich Penke und sein
Team zunutze. Sie verglichen Genanalysen von gut 6000 Familien und ihrer
weitläufigen Verwandtschaft, insgesamt untersuchten sie das Erbgut von 20.000
Menschen. Das haben wir uns angeschaut für Intelligenz. Und interessanterweise ist
rausgekommen, dass wir einerseits die halbe Erblichkeit auch wieder durch
häufige Genvarianten erklären konnten, wie es viele andere Studien vorher
schon gezeigt haben. Aber dass wir die andere Hälfte der Erblichkeit, durch
familienspezifische Genvarianten zeigen konnten. Und das war schon ein sehr,
sehr interessanter Befund, weil es halt diese Lücke zwischen den Zwillings-
und Familienstudien in der Erblichkeit und den molekulargenetischen Studien
ziemlich gut zu füllen scheint. Musik Wovon Intelligenz abhängt, ist wichtig, weil sie über vieles im Leben
mitentscheidet - etwa darüber, wie weit es eine Person im Beruf bringt und
was sie verdient. Das haben Wissenschaftler des Kieler Leibniz-Instituts für
die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik um Michael Becker
gemeinsam mit Kollegen vom Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
in einer 2019 veröffentlichten Studie bewiesen (https://psycnet.apa.org/record/2019-42682-001). Für sie hatten
gut 5000 repräsentativ ausgewählte deutsche Siebtklässler Intelligenztests
ausgefüllt und dazu die Berufe der Eltern angegeben. 18 Jahre später
überprüften die Forscher, was aus den Kindern geworden war. Es zeigte sich:
Die schon in jungen Jahren feststellbare Intelligenz sagt den beruflichen
Status und das Einkommen besser vorher als es der berufliche Status der
Eltern tut. Aber auch bei Dingen im Leben, die auf den ersten Blick nicht
viel mit geistigen Fähigkeiten zu tun haben, spielt die Intelligenz eine
Rolle. So sind intelligentere Kinder als Erwachsene mit Mitte 40 deutlich
häufiger verheiratet und seltener geschieden als weniger intelligente. Das
ist nur einer von vielen verblüffenden Vorteilen höherer Intelligenz, auf die
Ian Deary gestoßen ist, inzwischen emeritierter Psychologieprofessor der
University of Edinburgh. Grundlage seiner Forschungen sind oft alte, fast
vergessene Datenschätze. In 1932 and then again in 1947
Scotland ... in fact we found they were. Schottland hatte 1932 und dann noch einmal 1947 sämtlichen elfjährigen
Schulkindern den gleichen Intelligenztest gegeben. Wir haben danach gesucht,
ob es die Daten noch gibt, und tatsächlich waren sie all die Jahre aufbewahrt
worden. Deary und sein Team fanden die alten Unterlagen in einem Bunker der
zuständigen Behörde und bliesen den Staub von dem braunen Packpapier, in dem
sie verschnürt waren. Was mochte aus den Schulkindern von damals geworden
sein? Hatte es einen Einfluss auf ihr Leben, ob sie über eine hohe oder eine
niedrige Intelligenz verfügten? Die Forscherinnen und Forscher spürten über
2000 der inzwischen 76jährigen wieder auf. Es stellte sich heraus: Frauen
mit deutlich unterdurchschnittlicher Intelligenz hatten bis dahin nur 71
Prozent der Überlebenschancen der durchschnittlich Intelligenten. Umgekehrt
sah es am anderen Ende bei den Hochbegabten aus. Once you get up to 130 - . that
our IQ at age 11. Frauen im Alter von 76 Jahren sind mit einer doppelt so hohen
Wahrscheinlichkeit noch am Leben, wenn sie einen IQ von über 130 haben. Einen
so hohen IQ haben nur zwei Prozent der Bevölkerung. Ähnliches zeigte sich bei gut 4000 früheren Angehörigen der US-Armee. Die
Männer im untersten IQ-Bereich ereilte der Herztod viermal häufiger als die
im obersten. Ein niedriger Intelligenzquotient war damit genau so riskant wie
das Rauchen. Musik Woher mag der Einfluss der Intelligenz kommen? Eine mögliche Erklärung
liegt auf der Hand und fiel auch Ian Deary sofort ein. We
have done and others have ... education and occupational social class. Wir und andere haben uns intensiv mit der Frage beschäftigt, ob die
Bildung und die Schichtzugehörigkeit die Auswirkungen des IQ auf die
Sterblichkeit erklären können. Tatsächlich nimmt die Bedeutung der
Intelligenz ab, wenn man Bildung und soziale Schicht berücksichtigt. Das ist plausibel - ein bescheidener Schulabschluss verbannt viele an
einen gesundheitlich riskanten Arbeitsplatz in der Fabrik, während
Gebildetere im gesünderen Büro sitzen. Sie verdienen mehr und können sich so
ein gesünderes Leben leisten. Aber selbst wenn dies berücksichtigt wird,
verschwindet der Einfluss der Intelligenz nur zum Teil. Es muss weitere
Erklärungen geben. Eine davon lautet aller Wahrscheinlichkeit nach:
Intelligente Menschen achten mehr auf ihre Gesundheit. With regard to health
behaviors, ... that kind of things. In einigen britischen Studien haben wir gefunden, dass der IQ in der
Kindheit tatsächlich damit zusammenhängt, wie gesund jemand später lebt. Wer
früh einen hohen IQ hatte, ernährt sich später gesünder, isst mehr Obst und
Gemüse, weniger Chips, mehr Vollkornbrot und weniger Weißbrot. Da ein höherer IQ viele Vorteile bietet, versuchen mehr oder weniger
ernstzunehmende Experten immer wieder, die Intelligenz zu trainieren und zu
steigern. Bei den Methoden ist von Kaugummikauen über „Clever-Schokomilch“
bis zu diversen Gehirnjogging-Trainings alles dabei. Für gewöhnlich rümpft
die Fachwelt die Nase. Aber ein Versuch machte vor einem guten Jahrzehnt
selbst dort Furore. Das Team des inzwischen emeritierten Berner
Psychologieprofessors Walter Perrig ließ Versuchspersonen am Computer eine
Aufgabe trainieren, die unglaublich anspruchsvoll wird, aber ganz einfach
anfängt. Die Probanden müssen eine Taste drücken, sobald der fleißig
Buchstaben herunter betende Computer zweimal hintereinander den selben
Buchstaben zeigt. Ich gehe jetzt mal los. (Computer: p, q, q) Jetzt. (Computer: p, w, w)
Jetzt. (Computer: w, w) Jetzt. (Computer: p, h, q, q) Jetzt drück‘ ich.
(Computer: h, h). Nochmals. (Computer: h, h) Nochmals. . So weit, so simpel. Aber dann kommt es darauf an, ob der neue Buchstabe
mit dem vorletzten identisch ist. Dann mit dem vorvorletzten. Und so
weiter. Der neunte Buchstabe vorher, wenn das ein g war, und jetzt kommt der,
muss ich die Taste drücken. Das geht erst nach langem Training. Das ist zehn
oder so Wochen Training. Bestimmte Leute schaffen das noch. Und man hat
überhaupt keine Erklärung. Keine Erklärung dafür, warum Menschen das trainieren können... Andere
Wissenschaftler haben in Hunderten von Studien versucht, diesen Effekt zu
wiederholen, aber gute Belege stehen immer noch aus. Wahrscheinlich waren die
mühsamen Gedächtnisübungen der Versuchspersonen umsonst. O-Ton 17 - (Atmo) Toni / Lenhard:
Computerspiel Sprecherin: Das Intelligenz-Training, das der achtjährige Toni bei der Psychologin
Alexandra Lenhard macht, ist zumindest unterhaltsamer. Damit die Kinder nicht
die Lust verlieren, sind die Aufgaben in die Geschichte der zwei Elfenkinder
Elfe und Mathis eingebettet. Und die beiden Kinder, die haben die Aufgabe, den blauen Diamanten der
Weisheit in den Bergen zu suchen und machen sich da auf die Suche und gehen
einen Weg entlang. Sie kommen durch einen Wald, sie kommen durch eine
Schlucht und so weiter und so fort und kommen am Schluss in die Berge und das
ist eben das Endziel. Und sie kommen eben nur voran, wenn man sukzessive
immer mehr, immer schwierigere Aufgaben löst. Es geht beispielsweise darum, wie sich Dinge logisch entwickeln. O-Ton 19 - Toni und Alexandra
Lenhard: Elfe: Welches Bild steht nicht an der richtigen Stelle? Lenhard: Oh, was
siehst Du denn da, Toni? Kannst Du mal beschreiben, was Du da siehst? Toni:
Da sehe ich, die macht einen Kaugummi oder einen Ballon und die bläst auf
und da ist die kleinste Variante vor dem letzten. Lenhard: Genau das
sind fünf verschiedene Bilder und Elfe bläst einen Ballon auf. Okay: Und wenn
man so einen Ballon aufbläst, na, dann ist er erst... Toni: klein,
ganz klein, dann ein bisschen größer, dann ein bisschen größer wieder, dann
noch ein bisschen größer... Lenhard: Und am Schluss... Toni: Und
dann am Ende platzt er. Lenhard: Am Ende platzt er, na? Also dann
klick' mal die richtige Reihenfolge an. (hörbares Klicken: Computer spielt
Tonfolge für richtig). Elfe: Gut erkannt. Hier wird ein Luftballon
aufgeblasen. Am kleinsten ist der Luftballon doch eigentlich ganz zu Beginn. Kann dieses Training wirklich die Intelligenz des achtjährigen Toni
fördern? Als Professor Klauer vor 20 Jahren die Förderprogramme vorstellte,
auf denen auch „Elfe und Mathis“ basiert, waren zahlreiche
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler skeptisch. Denn viele Versuche, die Intelligenz von
Kindern zu erhöhen, hatten nur wenig gebracht. So schlug Klauer jede Menge
Kritik aus der Wissenschaft entgegen. Viele Leute haben ihm gesagt, das geht nicht, dass Du eben logisches
Denken fördern kannst. Ja, und da gab's sozusagen eine wissenschaftliche
Schlacht, die ist über viele Jahre hinweg ist die hin- und hergegangen und es
kamen immer wieder neue Kritikpunkte von wegen ja, du hast jetzt zwar
gezeigt, dass das wirkt, aber du hast zum Beispiel nicht gezeigt, dass es
Langzeiteffekte gibt, du hast nicht gezeigt, dass es Transfereffekte gibt,
also dass sich das zum Beispiel auch auf Schulleistungen auswirkt. Also machte sich Professor Klauer immer und immer wieder an die Arbeit.
Er konnte beweisen, dass seine Trainings tatsächlich die Intelligenz erhöhen,
um fünf bis zehn IQ-Punkte. Von einem durchschnittlichen IQ bis zur Grenze
der Hochbegabung sind es 30 Punkte. Der Zuwachs, den Klauers Programme
bewirken können, ist also nicht riesig, aber auch nicht zu verachten. Ähnlich
stark verbessern sich die Schulnoten. Ob die Verbesserungen auch über Jahre
anhalten, wurde bisher nicht untersucht. Aber selbst wenn nicht: Die
Trainings sind nur kurz, Elfe beispielsweise dauert insgesamt zehn Stunden.
Es empfiehlt sich daher sicher, das Gehirn mit ähnlichen Aufgaben weiter auf
Trab zu halten. Das ist natürlich mühsam. Musik Geht das nicht auch einfacher? Lässt sich das Gehirn vielleicht irgendwie
direkt verändern? Ein Experte für solche Fragen ist der Psychologie-Professor
Richard Haier, lange an der University of California in Irvine tätig. Er hat
erforscht, wie die Gehirne von intelligenten und weniger intelligenten
Menschen aussehen. Eine seiner Studien belegt, was viele für eine längst
überholte, absurde Vorstellung halten. We now have very sophisticated
neuroimaging... something as simple as brain size. Wir haben mittlerweile sehr ausgefeilte bildgebende Verfahren, die die
Gehirnstrukturen und die Gehirngröße millimetergenau erfassen. Und wir können
nun die Gehirngröße zu den Ergebnissen ausgefeilter Intelligenztests in
Beziehung setzen. Es gibt Zusammenhänge. Die Zusammenhänge sind nicht
perfekt, aber die Intelligenz lässt sich teilweise auf so etwas Simples wie
die Gehirngröße zurückführen. Ausschließlich auf die Hirngröße zu sehen, wäre allerdings zu
simpel. Forscher wie Haier können inzwischen eingrenzen, welche Teile des
Gehirns mit intelligentem Denken beschäftigt sind. Sie sitzen vor allem ganz vorne im Gehirn, ganz
hinten und an den Seiten. Sie sind miteinander verbunden, sodass Netzwerke
entstehen. These different brain areas are
related ... and score higher on IQ tests. Diese Hirnbereiche hängen mit der Intelligenz zusammen und miteinander.
Sie sprechen miteinander. Sie kommunizieren über diese Netzwerke im Gehirn.
Und es zeigt sich, dass die Art, wie Information in diesen Netzwerken von einem
Teil des Gehirns zu einem anderen weitergegeben wird, relevant für die Frage
ist, warum manche Menschen Probleme besser und schneller lösen als andere.
Mit anderen Worten, warum manche schlauer sind und bei IQ-Tests höhere Werte
erzielen. Man könnte nun vermuten, dass bei besonders intelligenten Menschen die
fürs Denken zuständigen Strukturen heiß laufen, wenn sie besonders stark
gefordert sind. Doch keineswegs. One of the surprising findings
. rather how efficiently the brain was working. Eines der überraschenden Ergebnisse - und das ist ein sehr frühes
Ergebnis, das wir 1988, vor langer Zeit, veröffentlicht haben - waren Belege
dafür, dass es für die Intelligenz nicht darauf ankommt, wie hart das Gehirn
arbeitet, sondern wie effizient es arbeitet. Mit anderen Worten: Das Gehirn von besonders intelligenten Menschen
strengt sich weniger an als das von anderen. Es hat gelernt, Denkaufgaben mit
weniger Aufwand zu erledigen. Das geht offenbar dann, wenn die Nervenzellen
effizienter miteinander verdrahtet sind. So this is fascinating that
every few years . to make people smarter. Es ist faszinierend, wie die Forschung alle paar Jahre tiefer und tiefer
ins Gehirn vordringt. Es fing mit der Größe an, ging mit den Netzwerken
weiter und nun sind wir bei den Gehirnzellen und ihrer Struktur. Und für
alles, was wir finden, tauchen zwei neue Geheimnisse auf. Es ist ein ewiges
Forschungsprogramm, um zu dem Punkt zu gelangen, an dem wir genügend wissen,
um das System zu ändern, um Menschen schlauer zu machen. Musik Schlauer werden, indem man eine Pille nimmt, statt das Gehirn langwierig
zu trainieren? Versuche, die Intelligenz wenigstens vorübergehend zu heben,
gibt es genug. Nicht wenige Studierende schlucken vor Prüfungen
beispielsweise Ritalin, das eigentlich für Kinder mit ADHS vorgesehen ist. Ob
es viel hilft, ist zweifelhaft. Auch sonst fehlt es nicht an Ideen. Der
Grazer Psychologie-Professor Aljoscha Neubauer hat eine untersucht: die
transkranielle Stimulation, bei der am Schädel angebrachte Elektroden
schwache Ströme im Gehirn erzeugen. Im Wesentlichen weiß man, dass bestimmte zum Beispiel Gedächtnisprozesse
besser funktionieren, wenn das Gehirn in einem bestimmten Schwingungszustand
ist. Zum Beispiel Thetawellen von vier bis sieben Hertz. Also versucht man
zum Beispiel, mit Thetawellen von außen zu stimulieren in der Annahme, dass
das Gehirn dann auch in dem Areal mitschwingt. Das tut es auch tatsächlich,
nur, die Befunde, ob das dann wirklich die Intelligenz steigert, die sind
derzeit noch sehr kontrovers. Auch Richard Haier sieht derzeit noch keine Möglichkeit, die Gehirnleistung
künstlich zu erhöhen. Aber er würde das sehr begrüßen. People who are now
unemployable... intelligence would be a pretty big thing. Leute finden keine Arbeit, weil sie die Fähigkeiten nicht erlernen
können, die sie dafür bräuchten. Leute, die in schlechten Jobs festhängen,
könnten bessere Jobs bekommen, mehr verdienen und vielleicht ein
interessanteres Leben führen. Werden sie so glücklicher? Wer weiß? Werden sie
netter? Wer weiß. Werden Sie ehrlicher? All das hat mit Intelligenz nichts zu
tun, aber die Intelligenz zu erhöhen, wäre trotzdem eine ziemlich große
Sache. Allerdings würden neue Methoden zur Steigerung der Intelligenz nicht
unbedingt vorrangig den Benachteiligten zugutekommen. Richard Haier stellt da
noch ganz andere Überlegungen an. More people are starting to
recognize ... and figure out what they do. Immer mehr Leute erkennen, wie wichtig Intelligenz ist, nicht nur für
Einzelne, sondern für ganze Länder. Hinter einem guten Teil der
Wirtschaftskraft und dem Reichtum eines Landes stehen Wissenschaft und
Technik und die werden von schlauen Leuten vorangebracht. Ein heimliches
Rennen ist schon in vollem Gange. Die Chinesen machen kein Geheimnis aus
ihrem Drang, Intelligenz-Gene zu finden und herauszufinden, was sie machen. Doch noch ist Intelligenz zum Schlucken oder aus der Steckdose
Science-Fiction. Tonis Stunde mit der Psychologin Alexandra Lenhard und
seinem Lernprogramm geht langsam zu Ende. Eine letzte Aufgabe bleibt noch.
Der Computer zeigt Bilder von Gegenständen, die zugeordnet werden müssen. O-Ton 28 - Toni und Alexandra
Lenhard: Elfe: Was benutzt man zusammen? Verbinde jeweils die zwei, die zusammenpassen. Toni:
Und jetzt das Glas und den Teller. Ne, den Glas und das Apfelsaft und die
Messer und die Gabel und zum Teller. Lenhard: Dann, schau‘ mal, ob es
richtig war. Klicken. Melodie für richtig. Toni: Jaaaaa. Elfe: Das
Besteck gehört zum Teller, der Saft zum Glas und die Kanne zur Tasse. Lenhard:
So, dann gucken wir mal, ob wir schon am Ende des Waldes angelangt sind.
Gucken wir mal. Elfe: Schau mal, da vorne ist das Waldende, dann haben
wir unser Ziel für heute erreicht. Musik Einstweilen bleiben traditionelle Möglichkeiten wie Hilfen für
benachteiligte Familien bei der Kinderbetreuung, gute Schulen oder auch
gezielte Trainings wie das mit Elfe und Mathis, auch wenn sie fast schon
altmodisch anmuten. Aber dafür funktionieren sie nachweislich, immerhin bis
zu einem gewissen Grad. Musik ***** |